I͟n͟f͟o͟
Regiolekte sind r̼e̼g̼i̼o̼n̼a̼l̼e̼ ̼S̼p̼r̼a̼c̼h̼v̼a̼r̼i̼a̼n̼t̼e̼n̼,̼ die zwischen der standardisierten Hochsprache und den traditionellen Dialekten angesiedelt sind. Sie zeichnen sich durch feine Unterschiede aus, die es ermöglichen, Sprecherinnen und Sprecher geografisch bestimmten Regionen zuzuordnen. Diese subtilen sprachlichen Merkmale prägen die r̼e̼g̼i̼o̼n̼a̼l̼e̼ ̼I̼d̼e̼n̼t̼i̼t̼ä̼t̼
und beeinflussen die Kommunikation innerhalb und zwischen verschiedenen Gebieten.
In einem bereitgestellten Dialog zwischen zwei R̼e̼g̼i̼o̼l̼e̼k̼t̼e̼n̼ können solche Unterschiede deutlich werden. Durch genaues Zuhören lassen sich die spezifischen sprachlichen Eigenheiten identifizieren, die die jeweiligen Regionen kennzeichnen.
Solche Dialoge verdeutlichen, wie Regiolekte als Bindeglied zwischen Dialekt und Standardsprache fungieren. Der Dialog wie hier zwischen einem meißnischen und einem manfällerischen Dialekt zeigt die Vielfalt und den Reichtum der deutschen Dialekte.
Der s̼ä̼c̼h̼s̼i̼s̼c̼h̼e̼ ̼D̼i̼a̼l̼e̼k̼t̼,insbesondere der in Sachsen gesprochene, ist ein bedeutender Bestandteil der deutschen Sprachlandschaft, hat jedoch über die Jahre hinweg mit vielen Vorurteilen zu kämpfen gehabt. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden V̼o̼r̼u̼r̼t̼e̼i̼l̼e̼, wie etwa eine vermeintliche "Unbildung" oder "Ländlichkeit", weit verbreitet. Diese wurden durch die Medien und populäre Kultur verstärkt, was dazu führte, dass der Dialekt oft als weniger gebildet oder sogar als "dumm" angesehen wurde.
In der Vergangenheit galt der sächsische Dialekt in der deutschen Sprache als besonders angesehen und war sogar der bevorzugte Dialekt am Hofe der sächsischen Kurfürsten. Im 17. und 18. Jahrhundert war der sächsische Dialekt die b̼e̼v̼o̼r̼z̼u̼g̼t̼e̼ ̼S̼p̼r̼a̼c̼h̼e̼ der gebildeten und gehobenen Gesellschaftsschichten, besonders in der Region um Dresden und Leipzig. Viele bekannte Dichter und Denker, wie zum Beispiel Gottfried Wilhelm Leibniz und Johann Gottfried Herder, sprachen und schrieben im sächsischen Dialekt.
Auer, P (2011).
„Dialekt und Standardsprache –
eine dynamische Perspektive“.
In: „Varietäten und Varianten
verstehen lernen“.
Universitätsverlag Göttingen.
„Die Rolle des
Sächsischen
in der deutschen
Sprachgeschichte“.
In: „Zeitschrift für
deutsche Dialektologie“,
135-150.
R͟e͟g͟i͟o͟l͟o͟g͟
Wie beeinflussen regionale Sprachvarianten
unsere Wahrnehmung von Identität und Kultur?
Wie können wir den Wert von Regiolekten fördern?
Welche sprachliche Unterschiede nimmst du im
folgenden Dialog wahr?
unsere Wahrnehmung von Identität und Kultur?
Wie können wir den Wert von Regiolekten fördern?
Welche sprachliche Unterschiede nimmst du im
folgenden Dialog wahr?
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Ich hab 'n paar sächsische Begriffe mitgebracht und ich hab zu jeder ne kleine Geschichte. Die erste Sache, die hat mein Vater auch sehr viel gesagt und ich hab das übernommen und ich hab an ner bestimmten Stelle in meinem Leben erst lernen müssen, dass es nicht das richtige Wort dafür ist, und zwar "barbs'sch". Und des heißt Barfuß.
T̳i̳m̳:̳
Barfuß?
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟Barfuß?
"Nu, Frederik, loof jetzt ma hier ni so barbs'sch rum, du ergäldesd disch noch." – Aber barbs'sch ist ein schönes Wort und es gibt noch 'n paar andere, die diese Eigenschaft deiln. Zum Beispiel das Wort "ditschn".
T̳i̳m̳:̳
Oh, Ditschen kenn ich auch.
Oh, Ditschen kenn ich auch.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
"dischn", ja, ist, glaube ich, länderübergreifend für etwas in eine Flüssigkeit tunken, sage ich mal.
T̳i̳m̳:̳
Ich kenne das awer auch für "een' Anditschen", wenn de een' anfährst, so 'n Parkrempler. Was sachtn Ihr so zum Kopp?
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟Schädel. "Nischel". In ganz Sachsen sacht man Nischel.
T̳i̳m̳:̳
Bei uns sagt man auch Nüschel.
Bei uns sagt man auch Nüschel.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Und in Karl-Marx-Stadt, also was Chemnitz ist, da steht ja auch der Nischel, der große Karl-Marx-Kopf. Der Nüschel. Der ist der Spitzname.
T̳i̳m̳:̳
Wir saren auch manchmal "Müscha".
Wir saren auch manchmal "Müscha".
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Dis ist einfach nur industriell, irgendwie.
T̳i̳m̳:̳
Ja, ja. Das is Aweiterklasse. Kannst auch direkt Helm saren.
Was sagt ihr zu Haaren?
Was sagt ihr zu Haaren?
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Haare. Oder fri-, nee. Ich weiß gor net, was ma zu Haaren sagen.
T̳i̳m̳:̳
Na, "Borschten".
Na, "Borschten".
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Borschten? Na Borschten haste woanders aber.
T̳i̳m̳:̳
Oder "Matte". Matte finde ich auch jut. Jestrüpp. Auch 'n Traum.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Ich kenne noch, aber ich weiß ehrlich gesagt ni, ob das sächs'sch is. Die Käsemaugn.
T̳i̳m̳:̳
Ja, Mauken für Füße. Das is jut.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Gibt es in deinem Dialekt ein eigenes Wort fürs so leicht Fußballspielen?
T̳i̳m̳:̳
Na, Bolzen.
Na, Bolzen.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Bolzen is aber dolle. Leischt Fußballspielen. Einfach nur 'n bissl hin und her.
T̳i̳m̳:̳
Ja, bolzen is schon rinnhacken, ja.
Ja, bolzen is schon rinnhacken, ja.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Okay, weil bei uns, zumindest hat das mein Vadder immer gesagt, "bäppeln". So bissl hin und her bäbbln. Dann kannst du dir auch so 'n bissl zu wenig aufgebusdeden Fußball vorstell'n. Und der macht dann so ein "Bapp"-Geräusch. Und dann bäbblst du so bissl hin und her.
–
Das ist noch 'e schönes Wort.
Und ich wette, ihr habt auch 'n Wort, was wahrscheinlich ni ganz unähnlich is. Bei uns ist 'n Kind, wenn das so quengelig is, "iezisch".
T̳i̳m̳:̳
Das is bei uns nur bockich. Oder du sachst so, "Orr, da da gucken schon widda de Hörner raus". Weißte?
Das is bei uns nur bockich. Oder du sachst so, "Orr, da da gucken schon widda de Hörner raus". Weißte?
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
Vielleicht di Vorstufe davon ist dann iez'sch.
T̳i̳m̳:̳
Ich glaube auch, ja.
Ich glaube auch, ja.
D͟a͟n͟i͟e͟l͟:͟
'E bissl, ja, quengelisch halt.